11. Tag Rosas-Girona-Lloret de Mar-Blanes-Mataro-Barcelona / 168km / 1'200 Höhenmeter
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Geschafft!!!!!!!
Unter diesem Motto kann der heutige 11. Tag gestellt werden. Aber bis dahin war es noch ein hartes Stück Arbeit.
Ich habe in meinem grossen Bett wunderbar geschlafen und bin um 7 Uhr aufgestanden. Das Morgenessen war „erst“ ab 8 Uhr. Am Morgen hatte es erst noch Nebel, was die Stimmung am Meer sehr mysteriös erscheinen lies. Nach dem Frühstück ging es an die letzten Vorbereitungen; unter anderem den Popo mit Original-Engadiner-Sattelcréme einstreichen. Kann ich übrigens sehr empfehlen. Hätte es ohne diese Salbe nie geschafft und mein Po hätte sich so etwas von wund gescheuert......
So bin ich um viertel nach 9 Uhr losgefahren. Meine Lisa verhalf mir zu einem echt spanischen Hinterland-Sightseeing auf Nebenstrassen mit Hühner- und Schweinefarmen und auch ein Schlachthof war dabei. So wechselten sich die Gerüche in strammer Weise ab.
Kurz vor Girona war die Nebenstrasse auf einmal fertig, denn die haben einfach einen Bahnübergang geschlossen indem sie einen Schutthaufen auf die Strasse gekippt haben. So bin ich auf einem Feldweg ca. einen halben Kilometer marschiert und dann wild über die Geleise gehüpft. Auf der anderen Seite ging es dann weiter durch kleine Dörfchen. Girona habe ich dann südlich „gestreift“ und habe dann wieder Kurs an die Küste genommen.
Und da hat es angefangen.
DER WIND!
Alles was ich bisher an Gegenwind erlebt habe gehört ab sofort in die Windelabteilung. Das war ein richtiges Mistvieh. zäh, stark und zwischendurch richtig böig und bösartig. Hat stark an meiner Aerodynamik und an den Nerven gezerrt. Dazu kam noch, wenn dich ein Lastwagen überholt, dann drückt dich der „Bugwind“ vom Lastwagen zuerst von der Strasse und danach reisst es dich fast unter den Anhänger. So rührst Du am Lenker wie der Koch in der Suppe um nicht im Strassengraben oder unter den Reifen zu landen.
Anfänglich dachte ich, dass ich mir am letzten Tag die Freude nicht nehmen lasse. Ich habe am eigenen Leib erfahren, dass Costa Brava eigentlich „wilde Küste“ heisst. Dies nicht nur wegen den felsigen Küsten sondern auch wegen dem zum Teil stürmischen Seewind der von Surfern und Kitesurfer sehr geschätzt wird. Von denen habe ich auch ein paar auf dem Wasser gesehen und die haben ausgesehen als hätten Sie den Doppelturbo montiert....
Ein paar Kilometer nach Girona habe ich dann den Links-Abzweiger nach Lloret de Mar genommen. Der Wind blies jetzt fast noch fester, aber ich wollte unbedingt mal das Lloret sehen. Dass es vorher noch ein bisschen den Berg hoch geht hat mir auch niemand gesagt. So war meine gute Laune vom Morgen dahin und ich habe mich einmal versucht so richtig aufzuregen. Da kam ich an eine Tankstelle um meine Bidons wieder mit Wasser und Limo zu füllen. Da fragte mich die Tankstellen-Wartin doch tatsächlich zuerst auf Spanisch (habe kein Wort verstanden) und dann auf Englisch, ob ich das Wasser zum kühlen bräuchte. Ich sagte nein zum Trinken. So wie ich sie verstanden hatte, wollte sie mit mir einen kleinen Scherz machen. Leute ich kann euch sagen, ich hätte ihr die Flaschen am liebsten um die Ohren geschlagen, denn ich fand es gar nicht lustig. Ich habe dann gesagt, dass ich das Wasser bräuchte um die Kette zu kühlen die sei nämlich heiss wie glühende Kohle vom Gegenwind-Pedalen. Ich denke sie hat den Joke nicht geschnallt oder ich habe mich etwas unglücklich und der Sprache nicht mächtig genug ausgedrückt. Und da war es wieder. Das schon obligate verdutzte Tagesgesicht........
Musste trotz dem Wind beim Weiterfahren noch über die Situation schmunzeln, da mir noch allerhand Sprüche in den Sinn gekommen sind.....
In Lloret angekommen habe ich mir in einem Strand-Beizli erst einmal eine Portion Spaghetti und eine Stromladung für mein iphone reingezogen. Das TomTom frisst ziemlich viel Strom. Ich bin mir jeweils vorgekommen wie ein Junky. Ausser dass ich auf der Suche nach der nächsten Nadel immer mit dem Stromkabel durch die Restaurants gelaufen bin.... (diesen Part bitte nicht den Kindern erzählen/ist pädagogisch nicht so sinnvoll ;-) und gibt nur unnötige Fragen)
Nach dem Essen ging die Reise der Küste entlang weiter. Der Wind war immer noch gleich und mit jedem Kilometer wurden meine Beinchen leerer und leerer. Dazu kam, dass die Engadiner Po-Salbe langsam am Anschlag war und mein entsprechendes Körperteil zu schmerzen begann. So bin ich auf dem Sattel „rumgeranggt“ wie ein kleines Kind das aufs Klo muss......
So quälte ich mich also die nächsten Kilometer bis etwa 10 Kilometer vor Mataro der José aus einer Seitengasse mit seinem Trek-Renner bog. Ich fragte ihn, ob ich ein bisschen „Schättele“ dürfe. Er meinte für einen Trek-Fahrer aus der Schweiz mache er fast alles und so konnte ich mich die nächsten 25 Kilometer bei José ans Hinterrad heften. Das es zwischenzeitlich ein bisschen „tröpfelte“ (vom Schweiss von José) tat meiner Wohltat des Hinterher-Fahrens keinen Abbruch.
Leider erlitt José ca. 15 Kilometer vor Barcelona einen kapitalen Hinterrad-Platzer, was ihn fast aus dem Sattel hob und mich beinahe zum „José-Überfahrer“ machte. Er meinte ich solle ruhig weiterfahren, denn er habe sowieso genug und kehre um. Er wollte unbedingt noch ein Foto mit mir machen, dass er es seinen Trek-Kumpels zeigen könne. Da sieht man mal wieder das Marke verbinden kann.....
Die letzten Kilometer waren rein optisch ein Genuss und bei José habe ich auch gelehrt, wie man sich durch spanische Kolonen „pflügt“ und welche Handzeichen in einem Kreisel zu machen sind. Darauf bin auch ich gefahren wie ein Einheimischer.....
In Barcelona habe ich dann den Hafen auf Anhieb gefunden und bin nach 11 Tagen, 1'582 Kilometer mit 14’793f Höhenmeter vom Rad gestiegen. Nicht so elegant wie am ersten Tag, aber ich bin vom Gaul unfallfrei runter gekommen.
Mein Smilie hättet ihr sehen sollen. Zum Glück hat der Helm eine Begrenzung gegeben, sonst wäre der Mund rundherum gegangen.....
Dann habe ich am Hafen eingecheckt und die teilten mir mit, dass ich um viertel vor zehn wieder hier zu sein habe, da mich dann der Bus zur Fähre brächte. Ich habe gefragt ob ich auch mit meinem Rad hinfahren könne. Sie verneinte vehemment und sagte noch einmal viertel vor zehn. Wenn die gewusst hätte wo ich mit meinem Velo schon überall durchgekommen bin.....
Dann ging ich erst einmal in ein schickes Hafen-Restaurant. Stellte meinen Gaul auch an einen Tisch und gönnte mir erst einmal ein Gläschen Champagner. Soll ja nicht zimperlich sein. Nach dem wahrscheinlich besten Entercôte von meinem Leben habe ich mich dann aufgemacht zum vereinbarten Treffpunkt. Dort musste ich mein Velo in den Schlund von diesem Reisecar stecken. Dieser Car fuhr mit uns direkt auf die Fähre und wir konnten dann aussteigen und unser Gepäck wieder zu uns nehmen. Mein Velo wurde vorsichtig parkiert und der Car ist wieder von Bord gefahren. An der Schiffs-Reception habe ich dann meinen Schlüssel für die Kabine bekommen. Eine 4-er Kabine mit Dusche und Klo für mich alleine. Wenn das mal wieder nicht versnobbt ist, dachte ich und hatte eine schelmische Freude. Ich war nämlich immer noch schweissig und klebrig von meiner kleinen Tagestour.
Nach der Dusche zog ich mich wieder an und ging aufs Deck wo ich die Abfahrt der Fähre verfolgte und dabei noch Beni vom Allgäu kennen lernte. Der ist Boots-Schreiner, lebt in Barcelona und ist auf der ganzen Welt unterwegs die Boote umbauen. Also Boote; letzten Winter hat er an der Jacht vom König von Katar „gefummelt“. Erzählte mir noch ein paar Geschichten und machte sich dann wieder aus dem Staub.
Ich ging in meine 4-er Kabine, machte mein Körbchen zurecht und wurde vom sanften Zittern des Schiffes in den Schlaf begleitet.
Am Morgen bin ich dann um 6 Uhr auf, um das Einlaufen im Hafen nicht zu verpassen.
Nach dem Ausladen habe ich mich wieder auf meinen Renner geschwungen und bin wollte beim Grillmeister am Ballermann gleich eine Currywurst zum Frühstück geniessen. Leider öffnen die in der Nebensaison erst um 10:30 Uhr. So bin ich halt ins Lino’s direkt vor dem Riu San Francisco und gönnte mir einen Espresso und ein Gipfeli......Currywurst hole ich am Nachmittag nach..
Danach war Bericht-Fertig-Schreiben angesagt, dass meine lieben Leser auch noch das Happy End mitbekommen......
Nach dem Abschicken dieses Berichtes schwinge ich mich aufs Rad und fahre noch die letzten 65km bis nach Cala d’Or. Beziehe die Wohnung, wasche die Kleider, rasiere mich und hole dann die Familie frisch „gestriegelt“ vom Flughafen ab.
Ab dann gilt: F E R I E N!
Vielleicht meinem Velo noch die eine oder andere Tour zeigen um das Strampeln nicht ganz zu verlernen. Und schliesslich muss ich mit meinem Freund Silvio noch mindestens einen Gipfel-Espresso auf dem Kloster San Salvatore geniessen ☺ Aber erst wenn wir die Sieges-Cigarre geraucht haben.
So! Das waren meine Berichte von der Tour. Schön, dass ihr dabei wart.
Für mich war es ein ganz besonderes Erlebnis. Warum und wieso man so etwas macht kann ich eigentlich nicht abschliessend beantworten, aber wenn man ein solches Ziel gesetzt hat und es auch erreicht, dann ist die Freude halt schon „Scheiss-Gross“. Und bei diesem Projekt galt auch besonders: „Der Weg ist das Ziel“
Und nicht zuletzt hat es mir auch für mein Berater-Business ein paar gute Fussnoten mitgegeben.
Freue mich, wenn ich Euch einmal persönlich treffe, damit ihr mir erzählen könnt, wie ihr die Tour erlebt habt. Meine Version habt ihr ja lesen können.......In diesem Sinne ALLES, ALLES GUTE und zu meinem kleinen Abenteuer noch ein für mich passendes Zitat:
„Eines Tages wachst Du auf und es gibt keine Zeit mehr,
das zu tun, was Du tun wolltest: Also tue es jetzt!“
- Paulo Coelho -
En ganze liebe Gruess a Alli ! Martin le pedaleur